EU ANNEX-1 und die Auswirkungen der Strategie zur Kontaminationskontrolle auf Reinigung und Desinfektion

Looking down on a table in a lab - the new Annex 1 regulations

STERILITÄT ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal für eine Wirkstoffklasse, die steril sein muss. Die Folgen einer mangelhaften Sterilität sind ein hohes Risiko und direkte Schäden für Patienten. Um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten und eine gleichbleibend hohe Qualität der Arzneimittel zu erzielen, ist es von grundlegender Bedeutung, Faktoren zu erkennen und zu verhindern, die zu einer Produktkontamination führen könnten.

Mit der Strategie zur Kontaminationskontrolle (Contamination Control Strategy, CCS) werden potenzielle Risiken einer Kontamination von Produkten kontinuierlich ermittelt, wissenschaftlich bewertet und effektiv kontrolliert. Für eine Bewertung der Risiken einer mangelhaften Sterilität ist eine Strategie zur Kontaminationskontrolle Voraussetzung für Prozess und System. Diese umfasst ein Verfahren zur Bewertung, Erkennung und Beseitigung von Kontaminationsrisiken durch potenzielle Fremdquellen für Endotoxine/Pyrogene, Partikel und mikrobiologische Verunreinigungen, wie z. B. Personal, Materialien und die Umgebung. Außerdem unterstützt sie bei der schnellen Erkennung potenzieller Kontaminierungsstoffe in der Umwelt und im Produkt.

Für Arzneimittelhersteller und ihre Lieferanten stellen Kontaminationen jeglicher Art, die zu Produkt- oder Produktionsverlusten führen, ein erhebliches Risiko dar. Wie jüngste Ereignisse in der Vergangenheit, wie z. B. die Verunreinigung durch Fremdpartikel (https://www.fiercepharma.com/pharma/contaminant-moderna-covid-19-vaccine-vials-found-japan-was-metallic-particles-report), gezeigt haben, kann dies zu Versorgungsengpässen bei einzelnen Arzneimittelprodukten oder Gruppen von Arzneimittelprodukten führen. Hersteller sollten ein Qualitätsrisikomanagement (QRM) einführen und ihre Produktionsanlagen, Ausrüstungen und Prozesse so gestalten, dass eine angemessene Kontaminationskontrolle gewährleistet ist, um eine Kontamination zu minimieren oder zu erkennen. (2) Eine ganzheitliche Sichtweise wird im überarbeiteten EU Anhang 1 Aug_2022 für Partikel, mikrobielle und pyrogene Kontamination vorgeschlagen.

Auswirkungen von CCS auf Reinigung und Desinfektion

Der kürzlich überarbeitete EU-Anhang-1 legt verschiedene aktualisierte Anforderungen bezüglich der Reinigung, Desinfektion und Dekontamination von Reinräumen fest. Zunächst sollten wir die in EudraLex Band 4, Anhang-1, Aug-2022 festgelegten Anforderungen kennen.

  • „CCS“ ist ein wichtiger Grundsatzbereich für Hersteller von sterilen Produkten, um die Risiken einer mikrobiologischen, partikulären und Endotoxin-/Pyrogen-Kontamination zu minimieren (Abschnitt 2.3)
  • Bei der Reinigung und der Desinfektion von Reinräumen handelt es sich um Schlüsselelemente einer CCS (Abschnitt 2.5)
  • Die „Vorreinigung“ ist ein wichtiger Teil des Programms zur Entfernung von Oberflächenverunreinigungen
  • Die „Desinfektionsmittel-Validierung“ ist ebenfalls eine Schlüsselphase des Programms

Reinigung: Ein Verfahren zur Entfernung von Verunreinigungen, z. B. der Rückstände von Produkten und Desinfektionsmitteln.

Desinfektion: Der Prozess, bei dem die Anzahl der Mikroorganismen durch die irreversible Wirkung eines Produkts auf ihre Struktur oder ihren Stoffwechsel auf ein Niveau reduziert wird, das für einen festgelegten Zweck als angemessen erachtet wird.

Dekontamination: Der gesamte Prozess der Entfernung oder Reduzierung von Verunreinigungen (Chemikalien, Abfall, Rückstände oder Mikroorganismen) aus einem Bereich, von einem Objekt oder einer Person. Die angewandte Methode zur Dekontamination (z. B. Reinigung, Desinfektion, Sterilisation) sollte so gewählt und validiert werden, dass ein dem Verwendungszweck des dekontaminierten Gegenstands angemessener Reinheitsgrad erreicht wird.

4 wichtige Überlegungen im Zusammenhang mit EudraLex Band 4, Anhang-1

Eine Strategie zur Kontaminationskontrolle (CCS) – Grundsatzbereich

  • Die kombinierte CCS-Strategie sollte eine verlässliche Garantie für die Kontaminationsprävention bieten.
  • Die Kontaminationskontrolle und die Maßnahmen zur Minimierung des Kontaminationsrisikos durch mikrobiologische, Endotoxin-/Pyrogen- und Partikelquellen umfassen eine Reihe zusammenhängender Ereignisse und Maßnahmen.
  • Mögliche Kontaminationsquellen sind mikrobiologische und zelluläre Rückstände (z. B. Pyrogene, Endotoxine) sowie Partikel (z. B. Glas und andere sichtbare und nicht sichtbare Partikel).

Reinigung und Desinfektion von Reinräumen sind Schlüsselelemente der CCS

In den verschiedenen Abschnitten 2.5 (xiii), 4.6, 4.33, 4.7, 4.12, 8.47 und 8.49 werden Reinigung und Desinfektion als Schlüsselelemente einer CCS mit folgenden Überlegungen beschrieben:

  • Eine angemessene Risikobewertung und Maßnahmen zur Risikominderung sollten ein spezifisches Desinfektionsprogramm und eine Dekontaminationsstrategie beinhalten.
  • Der Transport von Material oder Ausrüstungen aus niedriger oder nicht klassifizierten Bereichen in Bereiche mit einer höher klassifizierten Sauberkeit sollte stets im Zusammenhang mit einer Reinigung und Desinfektion erfolgen.
  • Die Desinfektion von Reinräumen ist besonders wichtig – Desinfektions- und Reinigungsmittel für den Einsatz in Bereichen der Klassen A und B sollten vor der Verwendung steril sein.
  • Desinfektionsmittel, die in den Klassen C und D verwendet werden, müssen eventuell auch steril sein, wenn dies in der CCS festgelegt ist.
  • Ausreichende Konzentration für die angegebene Einwirkzeit, um Bakterien und Pilzsporen abzutöten.

Die Reinigung vor der Desinfektion ist ein wichtiger Teil des Reinigungs- und Desinfektionsprogramms.

In den verschiedenen Abschnitten 2.5 (xiii), 4.6, 4.33, 5.4 wird die Reinigung als Schlüsselschritt einer CCS mit folgenden Überlegungen beschrieben:

  • Der Reinigungsprozess vor dem Schritt der Biodekontamination ist von entscheidender Bedeutung.
  • Es sollte eine Vorreinigung zur Entfernung von Oberflächenverunreinigungen erfolgen.
  • Reinigungsprogramme sollten Rückstände von Desinfektionsmitteln effektiv entfernen.
  • Die Reinigungsprozesse sollten validiert werden,
    • um alle Rückstände oder Ablagerungen, welche die Wirksamkeit des verwendeten Desinfektionsmittels nachteilig beeinflussen könnten, zu entfernen.
    • um chemische, mikrobiologische und partikuläre Verunreinigungen des Produkts während des Prozesses und vor der Desinfektion zu minimieren.

Die Validierung der Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln ist eine der wichtigsten Phasen des Programms

Wie in Abschnitt 4.34 spezifiziert, „sollte das Desinfektionsverfahren validiert werden“. Diese sollte nun Folgendes umfassen:

  • Umfassende Validierungsstudien
  • Empirische Nachweise der Eignung und Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln für die spezifische Art und Weise, in der sie verwendet werden.
  • Das Verfallsdatum von gebrauchsfertigen Lösungen sollte unterstützt werden.

Ecolabs Global Technical Consultants (GTC) können Sie durch die notwendigen Schritte führen, um Ihnen eine bessere Kontrolle zu ermöglichen

Fachwissen: Das GTC-Team überwacht proaktiv die behördlichen Änderungen in der Branche, indem es sich mit Aufsichtsbehörden wie EU GMP, USP, PDA, CEN und EPA abstimmt.

Bewertung​​​​​​​: Unsere GTC führen eine gründliche Überprüfung durch, um die Risiken für Ihren Reinraum zu ermitteln und zu dokumentieren und etwaige Lücken in Ihrer Strategie zu schließen.

Dokumentation: Ecolab erstellt in Zusammenarbeit mit dem Kunden umfassende Dokumentationspakete, um die Akzeptanz von Risiken zu rationalisieren oder die Kontaminationskontrolllösung zu dokumentieren, die in Absprache mit dem Kunden zur Minderung von Risiken implementiert wurde.

Validierung: Unser GTC-Team besteht aus Experten für Validierungsprozesse und kann Sie bei den Aktivitäten unterstützen, die für die Durchführung konformer und erfolgreicher Validierungen als Teil Ihrer Kontaminationskontrollstrategie erforderlich sind.

Referenzen:

1. EU-Kommission – EudraLex Band 4, Anhang-1, Herstellung von sterilen Arzneimitteln, August_2022

2. Entwicklung und Dokumentation einer Kontaminationskontrollstrategie​​​​​​​. Ein Leitfaden der ECA Foundation, Version 1.0; Januar 2022

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Karan R. Khairnar

Global Technical Consultant Manager,
Ecolab Life Sciences

Der Bereich Life Sciences von Ecolab widmet sich der Entwicklung der bestmöglichen Produkte und Dienstleistungen für unsere Kunden aus den Branchen Pharmazeutik und Körperpflege.


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